Archive for November, 2011

Viking

Wednesday, November 30th, 2011

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Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Die erste Hälfte unseres Englandaufenthalts ist nun um. Für diesen Tag hatten wir uns einen besonderen Ausflug vorgenommen. Wir besuchten das Bombenabwurfgelände der Royal Air Force bei Donna Nook. Glücklicherweise blieben wir von tieffliegenden Kampfflugzeugen weitgehend unbehelligt. Weit draußen auf dem Wasser waren lediglich die Zielscheiben für die Maschinengewehre der Jets auszumachen. Wir waren gekommen, um die Wattlandschaft in Augenschein zu nehmen.

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Fair Isle

Monday, November 28th, 2011

My England reading list | Meine England-Leseliste

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North Utsire

Thursday, November 24th, 2011

Nach mehreren Besuchen in Lincoln gibt es hier eine kleine best of Serie. Das Wetter war nie wirklich optimal für tolle Bilder. Wenn die Sonne scheint, gehen wir meistens in die Natur. Städte sind unsere Schlechtwettervariante. Aber ich habe gemerkt, dass die Fotos in scharzweiß trotzdem einigermaßen wirken.

After several visits to Lincoln this is a small best of series. We never had exceptional foto weather. That’s mainly because we use the beautiful days for hiking and geocaching in the countryside. Towns are the bad weather alternative. But I guess in black and white the pictures still work.

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South Utsire

Sunday, November 20th, 2011

This morning, first Christmas Concert at the Opening of the Victorian Crafts Fair at Caistor’s Town Hall.

Fisher (English version)

Friday, November 18th, 2011

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Kate Fox writes in her Watching the English that there is nothing worse than taking yourself too seriously. Why not put the proverbial English sense of humour to the test?

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Fisher

Friday, November 18th, 2011

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Kate Fox schreibt in ihrem wunderbaren Band Watching the English, dass es für Engländer keine größere Sünde gibt, als sich selbst zu ernst zu nehmen. Wie könnte man den berühmten Englischen Sinn für Humor testen?

Die meisten unserer neuen Bekanntschaften hier in England, größtenteils Eltern der Klassenkameraden von Emil und Theo, fragen nach, wie es denn kommt, dass wir acht Wochen hier in ihrem netten Dorf verbringen. So direkt wird diese Frage natürlich nicht gestellt. Eher so: “Seid ihr wegen deiner Arbeit hier oder wegen der deiner Frau?” Meine Standardantwort lautet dann. “Ich fürchte, dass wir zur Zeit gar nicht arbeiten.” Und dann muss ich die deutsche Elternzeit erklären: zwölf Monate, unter bestimmten Bedingungen vierzehn, so viel für die Mutter, so viel für den Vater, nacheinander oder zusammen, … viele viele Fragen. Und ja, wir schätzen uns sehr glücklich. Das zum fünfzehnten Mal erklären wird öde.

Wenn das nächste Mal die Sprache auf dieses Thema kommt, habe ich mir vorgenommen anders zu antworten: “Ich war verdeckter Ermittler bei den Ostdeutschen Neonazi Kameradschaften. Aber ich wurde enttarnt und jetzt bin ich im Zeugenschutzprogramm. Naja, wenigstens habe ich jetzt mehr Zeit für die Kinder.”

Oder so: “Naja, eigentlich bin ich Drogenhändler aus Ostdeutschland. In letzter Zeit gab es Drohungen gegen meine Familie. Die Russenmafia steckt dahinter. Ich dachte es sei das beste, für eine Weile unterzutauchen, bis Gras über die ganze Sache gewachsen ist. Also zwei Monate hier, dann zwei in Schottland, dann im Mittelmeerraum. Ach herrje, jetzt hab ich mich aber verquatscht. Jetzt muss ich Sie leider umbringen.”

Ich erzähl dann hier wie das ganze ausging.

German Bight (English version)

Sunday, November 13th, 2011

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The first stop on our Sunday outing had to be Caistor Town Hall. Being geocachers we are used to quite a bit when it comes to reaching into dark holes in search for the treasure: gaps in walls, holes in the ground, dead trees. But today we equipped ourselves with heavy duty rubber gloves and a fresh pack of bin liners. The job was to search the dustbins of yesterday’s Christmas Food Fair. We were not in search of a cache with a “disgust rating” of 5. Ours was a business far more serious.

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German Bight

Sunday, November 13th, 2011

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Unsere erste Station auf dem Sonntagsausflug war Caistors Town Hall. Zwar sind wir als Geocacher einiges gewöhnt, was das Hineingreifen in dunkle Löcher angeht: Mauerlücken, Astlöcher, abgestorbene Baumstämme. Doch diesmal rüsteten wir uns mit heavy duty Gummihandschuhen und einer Rolle Müllsäcke aus. Es galt, die Mülltonnen des gestrigen Weihnachtsmarktes (Christmas Food Fair) zu durchsuchen. Das war kein Cache mit Ekelbewertung 5, sondern eine ernste Angelegenheit. Am Tag zuvor hatten wir mit Barbara den kleinen Markt besucht. Am Abend begann dann ein hektisches Suchen nach Theos Zahnspange. Recht schnell war klar: er hatte sie zum Kuchenessen herausgenommen und in eine Serviette gewickelt abgelegt. Das Tablett wurde von der fleißigen Bedienung abgeräumt und keiner hat an die Spange gedacht. Bis zum Abend. An die dünne Hoffnung geklammert, die braces unbeschadet aus der Mülltonne fischen zu können, beruhigte sich Theo einigermaßen und schlief ein.

Glücklicherweise war der Müll frei zugänglich und nach zehn Minuten systematischen Wühlens konnte Theo die Trophäe glücklich in den blauen Herbsthimmel empor heben.

Nach einer Stärkung im Café des Arts & Heritage Centre (dort gibt es den besten coleslaw der Welt) fuhren wir Richtung Meer. Kaum hatten wir an der Promenade von Cleethorpes geparkt, waren die Jungs schon in die wellies geschlüpft und raus aufs Watt gelaufen. Mehr hätte es für einen gelungenen Nachmittag eigentlich nicht bedurft. Doch plötzlich fuhren auf dem Parkplatz drei große Pferdetransporter vor. An den gestutzten Mähnen, geflochtenen Schweifen und rasierten Flanken waren die Tiere leicht als Polopferde auszumachen. So kamen wir vollkommen unverhofft in den Genuss unseres ersten kleinen Poloturniers, direkt am Strand von Cleethorpes.

Forties (English version)

Friday, November 11th, 2011

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In Flanders fields the poppies blow
Between the crosses row on row
That mark our place; and in the sky
The larks, still bravely singing, fly
Scarce heard amid the guns below.

November is the month of poppies in England. Everyone wears one on his lapel, coat, sweatshirt or car. Emil and Theo explained what they had learned at school about it: the battle fields in the first World War looked like poppy fields when viewed from a plane because so much blood had been shed. Or the other way round: When flying over poppy fields the RAF pilots were reminded of their comrades’ down in the trenches.

What really happened was that poppies were the first flowers to come to bloom on the graves of dead soldiers in Flanders. Inspired by these red blossoms the Canadian doctor John McCrae wrote the poem In Flanders Fields, the first stanza of which you can read above.

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Forties

Friday, November 11th, 2011

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In Flanders fields the poppies blow
Between the crosses row on row
That mark our place; and in the sky
The larks, still bravely singing, fly
Scarce heard amid the guns below.

poppy

Der November steht in England im Zeichen der Mohnblüte. Jeder trägt eine am Revers. Emil und Theo brachten aus der Schule diese Erklärungen heim: Die Schlachtfelder im ersten Weltkrieg sahen aus dem Flugzeug betrachtet wie Mohnfelder aus, so viel Blut wurde vergossen. Oder anders herum: beim Überfliegen von Mohnfeldern mussten die Piloten der Royal Air Force unwillkürlich an das vergossene Blut ihrer Kameraden denken. Tatsächlich waren Mohnblumen die ersten Blüten, die auf den Gräbern der Gefallenen in Flandern aufgingen. Davon inspiriert schrieb der kanadische Arzt John McCrae das Gedicht In Flanders Fields, dessen erste Strophe oben zu lesen ist.

Wie in Deutschland am Totensonntag gedenken die Engländer hier am 11. November ihrer Gefallenen. Anders als in Deutschland ist dieses Gedenken allgegenwärtig durch die poppies. Denn schon seit Oktober wird überall an Supermarktkassen, in Pubs und Cafés ebenso wie an jeder Straßenecke für die Hinterbliebenen gesammelt. Man wirft ein paar Münzen in die Sammelbüchse und nimmt sich dafür eine der papiernen Mohnblüten, die man sich dann an den Mantel heftet. So entsteht einmal im Jahr eine Gemeinschaft von Briten, die sich alle mit einer Sache solidarisch erklären.

Das Gedenken erreicht seinen öffentlichen Höhepunkt am 11. November, dem Tag, an dem im Jahr 1918 um elf Uhr vormittags der Waffenstillstand zwischen Deutschland und den Alliierten in Kraft trat. Aus dem Armistice Day wurde der Remembrance Day. Und genau 11.00 Uhr wird landesweit für zwei Minuten still der gefallenen Soldaten gedacht.

Morgen werden auch wir uns noch poppies besorgen, nicht nur um keine fragenden Blicke bei Passanten mehr hervorzurufen. Vielmehr können wir so unseren Dank für die Opfer ausdrücken, die Engländer bei der Befreiung Deutschlands und der Welt von der Schreckensherrschaft unserer Nazivorfahren erbracht haben.

Cromarty (English version)

Thursday, November 10th, 2011

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Emil and Theo’s first week of school almost over, we are starting to establish a routine. And it is the best of routines imaginable. The English have a lot of good sense when it comes to starting the day right. And I do not mean the classic Full English Breakfast. It usually consists of eggs (scrambled, fried or over-easy) and bacon, some sausages and Black Pudding on the side, along with baked beans and fried tomatoes and mushrooms. Oh, and a couple of slices French Toast. If you like it hardy and substantial it may just be your thing. A couple of hours after ingesting a Full English, you may even be able to move again. But this kind of meal in the morning has one thing going for it: You don’t need anything else until tea in the late afternoon, when you may feel inclined towards sharing an apple with your loved ones. The name Full English, however, implies that there are tuned down versions of it. Only very few English have it on a daily basis. It is rather more like a cherished tradition, cultivated on special days. But this post actually is not about breakfast.

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Cromarty

Thursday, November 10th, 2011

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Die erste Schulwoche für Emil und Theo ist beinahe vorüber. So langsam stellt sich Routine im Tagesablauf ein. Es ist eine Routine, wie sie besser nicht sein kann. Die Engländer beweisen, was den Start in den Tag angeht, eine Menge gesunden Menschenverstands. Damit spiele ich nicht auf das klassische Full English Breakfast an. Das besteht typischerweise aus Eiern (Spiegel- oder Rühr-) mit Speck, dazu Würstchen und Black Pudding (angebratene Blutwurst) sowie Baked Beans (Bohnen in Tomatensoße) und je nach Geschmack einer Tomate und/oder Pilzen, beides gebraten. Ach ja, eine Scheibe Toast darf nicht fehlen. Wer es deftig mag, kann dem durchaus etwas abgewinnen. Etwa zwei Stunden nach solch einer Mahlzeit kann man sich auch wieder bewegen. Der unbestrittene Vorteil dieses Frühstücks besteht immerhin darin, dass man bis zum Tea (etwa dem deutschen Abendbrot vergleichbar) über die Runden kommt. Der Name Full English Breakfast impliziert allerdings bereits, dass es auch abgespeckte Versionen davon gibt. Für die allerwenigsten Engländer ist es tägliches Ritual, eher eine Art Tradition, die in größeren Abständen gepflegt wird. Um das Frühstück soll es aber jetzt nicht gehen.

Was hier auf der Insel wirklich einen entspannten Start in den Tag gewährleistet, ist die Zeit, wann den Engländer die Pflicht ruft. Rund eine Stunde später als in Deutschland läutet es zur ersten Schulstunde. Keiner hat hier das Bedürfnis, unbedingt vor um zehn schon drei Viertel seines Tagwerks erledigt zu haben. Unsere Kinder müssen dreiviertel neun vor der Schule stehen. Dort tritt dann die Lehrerin vor die Tür und läutet die Glocke. Für uns heißt das, wir brauchen keinen Wecker und haben dennoch morgens viel Zeit, zum Beispiel um ausgiebig zu frühstücken (Continental: Müsli, Brot, Marmelade etc.), die Schultasche fertig zu machen und die Krawatten zu binden. Theo kann das übrigens schon selbst.

Halb vier am Nachmittag holen wir die Kinder wieder ab. Emil und Theo haben in dieser Zeit viel Spaß und wenig Stress bei der Arbeit am Projekt (derzeit The Big Bang), in der Library (Lesezeit), beim Lunch, in der Play Time oder in der French Lesson.

Katja und ich entscheiden je nach Wetterlage, wie wir den Tag mit Alexander verbringen: bei Wolken und Regen bieten sich Ausflüge in die größeren Ortschaften der Umgebung an: Lincoln, Grimsby, Scunthorpe. Zeigt sich das Wetter eindeutig schön, wandern wir über die Heide und finden dabei den einen oder anderen Geocache.

Nachmittags um vier sind wir dann alle wieder in der Wohnung versammelt. Die großen Jungs erledigen ihre Hausaufgaben. Um fünf gibt es gemeinsames Abendbrot und um sechs spielen Emil und Theo zusammen mit Papa Mario Kart auf der Wii Konsole, die zur Ferienwohnung dazu gehört.

Wir machen derzeit eine Erfahrung, zu der nur sehr selten Gelegenheit besteht. Erstens haben Katja und ich viel Zeit, ein Luxus, den wir wirklich zu schätzen wissen. Zweitens wird dieses Plus an Familienzeit potenziert durch die Entfernung von zuhause. Das angestammte Umfeld hinter sich zu lassen und einfach weg zu sein, wirkt ungemein befreiend. Alle in der Familie fühlen sich wohl hier und sehen entspannt dem nächsten Tag entgegen. Und der Migräniker hat zuletzt in Deutschland eine Tablette gebraucht. So kann es bleiben.

Forth (English version)

Wednesday, November 9th, 2011

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On weekdays, Emil and Theo spend most of their time in Caistor. Here they attend Lincolnshire Montessori School. An old inn, complete with barns and stables was converted, with much attention paid to detail, to house the school. It is a young school and a small one and all the teachers and staff are contagiously enthusiastic about their work.

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Forth

Wednesday, November 9th, 2011

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Caistor ist für unsere Kinder Emil und Theo Dreh- und Angelpunkt an Wochentagen. Hier besuchen sie die Lincolnshire Montessori School. Ein altes Gasthaus samt Stallungen, Scheunen und Außengelände wurde für die Schule liebevoll umgebaut, so dass vor zwei Jahren der Betrieb hier aufgenommen werden konnte. Die Schule ist also jung und recht klein und alle Mitarbeiterinnen versprühen erfrischenden und ansteckenden Elan.

Emil und Theo waren am Vorabend ihres ersten Schultags naturgemäß nervös. Doch als wir sie am Abend abholten, war einer der ersten Kommentare von Emil: “Toll, morgen muss ich gar nicht aufgeregt sein, weil es so toll ist!” Theo schloss sich dem gleich an. Besser kann es nicht laufen.

Nicht mehr ganz so jung ist die Caistor Grammar School. Doch zumindest über den Deutschunterricht dort können wir sagen, dass er exzellent sein muss, denn Dan Wilton hat denselben dort federführend in der Hand. Und er hat viel von seinen hervorragenden Deutschkenntnissen der gemeinsamen WG-Zeit in Chemnitz zu verdanken. Caistor Grammar verfügt über einen verwinkelten Campus mit Gebäuden und Anbauten aus verschiedenen Perioden von der Zeit der Schulgründung im Jahr 1631 bis heute. Dort geben sich die Schülerinnen und Schüler in ihren schicken Schuluniformen Mühe, dem Schulmotto Always to Excel gerecht zu werden.

Doch Caistor ist noch viel älter als seine ehrwürdigste Bildungseinrichtung. Die Siedlungsanfänge reichen bis ins erste Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurück. Eine gute natürliche Verteidigungslage und Eisenerzvorkommen in der Nähe bewogen die Römer dazu, hier ein befestigtes Lager anzulegen. Jeden Tag auf dem Weg zur Schule befahren wir ein ca. zwei Kilometer langes schnurgerades Stück der etwa 2000 Jahre alten Römerstraße.

Ihr heutiges Gesicht erhielt die Stadt gegen Ende des 17. Jahrhunderts, als nach dem Durchzug der Pest und einer verheerenden Feuersbrunst die niedergebrannten Fachwerkhäuser durch rote Backsteinbauten ersetzt wurden.

All das und vieles mehr kann man im Caistor Arts and Heritage Centre erfahren. Der rote Ziegelbau beherbergt neben der örtlichen Bibliothek und einer kleinen Galerie auch ein vorzügliches Café. Die ganz frisch zubereiteten Sandwiches und der ausgezeichnete Tee schmecken ganz besonders gut, wenn man – wie wir heute – nach einer kleinen Wanderung rund um Caistor zurück ins Dorf kommt.

Doch unsere Wanderausflüge durch Lincolnshire und die Lincolnshire Wolds sind eine andere Geschichte.

Tyne (English version)

Saturday, November 5th, 2011

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Remember remember the fifth of November
Gunpowder, treason and plot.
I know of no reason why gunpowder treason
Should ever be forgot.

In 1605 Guy Fawkes, together with a number of accomplices, conspired to blow up three dozen barrels of gunpowder in the cellar underneath the House of Lords in Westminster. The plot was aimed at the State Opening of Parliament. The Kind and large numbers of parliamentarians were supposed to die. The plot was uncovered and failed, Fawkes was taken into custody, tortured in the Tower of London and later executed for treason.

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Tyne

Saturday, November 5th, 2011

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Remember remember the fifth of November
Gunpowder, treason and plot.
I know of no reason why gunpowder treason
Should ever be forgot.

1605 wollte Guy Fawkes gemeinsam mit einer Reihe weiterer Verschwörer drei Dutzend Fässer Schießpulver im Keller unter dem House of Lords genau dann zünden wenn der König die Parlamentssaison eröffnete. Der König und die Abgeordneten sollten bei diesem Anschlag sterben. Das Attentat wurde vereitelt, Fawkes gefoltert und später hingerichtet.

Seitdem wird der fünfte November in England als „Guy Fawkes Night“ oder als „Bonfire Night“ begangen. Es wird ein Lagerfeuer errichtet, Bier- und Wurststände aufgebaut, es spielt eine lokale Band und um sechs wird das Feuer angezündet. Später gibt es noch ein nettes Feuerwerk dazu. Bis vor wenigen Jahren noch wurden die Lagerfeuer symbolisch zu Scheiterhaufen, auf denen Guy Fawkes-Figuren verbrannt wurden. Den nursery-rhyme (s.o.) kennt hier jedes Kind.

Soweit nachvollziehbare historische Folklore. Doch hat sich in letzter Zeit das Phänomen Guy Fawkes um eine Facette erweitert, die ich nicht nachvollziehen kann. Weltweit tragen Demonstranten, die gegen übermächtige Politiker, Wirtschaftsbosse oder Banken protestieren, Guy Fawkes-Masken. Ich habe schon mehrere Leute, auch englische Historiker, dazu befragt, aber keiner konnte mir erklären, wie es zu dieser Symbolik gekommen ist.

Heute Mittag haben wir Dan in Lincoln besucht. Sein Haus ist ein typisch englisches: eine Tür, zwei Fenster, man durch die Eingangstür direkt aufs Wohnzimmersofa, von wo aus man ohne aufzustehen um die Ecke in die Küche reichen kann, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Eine Tür, hinter der man einen Besenschrank vermutet, gibt den Weg zum Obergeschoss frei. Die Treppe muss ich mit der einen Schulter voran hinauf, sonst st

ecke ich fest. Oben angekommen, kann ich immerhin aufrecht stehen. In einem Wort: es ist klein. Aber dennoch sehr gemütlich.

Trotzdem sind wir gleich los, in Angel’s Café zum Lunch. Leider war es dort schon so voll, dass wir auf ein anderes Lokal ausweichen mussten. Zunächst fanden wir zwar nur an getrennten Tischen Platz, doch bald schon wurde der Tisch neben uns frei und Dan konnte mit Carl zu uns aufrücken.

Dort konnte ich erstmals am eigenen Leib die schneidende Höflichkeit der Engländer erleben, mit der sie einem ins Gesicht lächeln und auf nette Weise “F**k off” sagen. Die Tische in dem Café standen dicht beieinander, ich saß mit Alexander auf dem Schoß etwas im Weg und so sagt die Kellnerin zu mir “Could you please move your jacket out of the way?” Die Jacke hing über meinem Stuhl. Dadurch, dass ich sie wegnahm, wurde nur der Stuhl als das eigentliche Hindernis sichtbar. Auch die Bedienung weiß, dass das Entfernen der Oberbekleidung vom Stuhlrücken nicht zu flüssigerem Verkehren der Kellnerinnen führen würde. Die scheinbar höfliche Bitte konnte also nur heißen: “Move your fat arse out of my bloody way.”

Wolfgang Koydl schreibt in seinem “Fish and Fritz. Als Deutscher auf der Insel”, dass England so heißt, weil hier alles so eng ist: Straßen, Läden, Restaurants, Pubs. Erst hatte ich das nicht für voll genommen, denn schließlich war er aus den USA, wo sowieso alles viel größer ist, nach London übergesiedelt . Doch auch wir haben diesen Eindruck seit wir uns hier in der Öffentlichkeit bewegen. Sei es gestern in Grimsby beim Einkauf der Schuluniformen für Emil und Theo oder heute beim Bummeln durch Lincoln, immer hat man das Gefühl, irgendwie im Weg zu sein. Jedesmal wenn man sich umdreht, stößt man irgendwas oder irgendwen, wenn nicht gleich um, so doch zumindest an.

Dogger (English version)

Wednesday, November 2nd, 2011

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N 53° 30.613 | W 000° 24.839

Our coordinates have undergone dramatic change. We are now no longer at Eastern longitude but just west of the Greenwich meridian. It is five past three in the afternoon and I’m driving through the rural (and sunny!) English countryside. BBC Humberside are playing The Bangles and I realise for the first time it is going to be a while until I have to face another Manic Monday. Such a great feeling.

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Dogger

Wednesday, November 2nd, 2011

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N 53° 30.613 | W 000° 24.839

Unsere Koordinaten liegen jetzt links der Greenwich-Linie. Es ist kurz nach drei Uhr Nachmittags und ich fahre durch die landwirtschaftlich geprägte und sonnendurchflutete (!) englische Landschaft. BBC Humberside spielt The Bangles und mir wird zum erstem Mal so richtig gewahr, dass noch eine ganze Weile lang keinem Manic Monday begegnen muss. Ein erhebendes Gefühl.

Unsere Ankunft hier auf Setcops Farm gestaltete sich gleichermaßen einfach und kompliziert, was natürlich ganz und gar unser Fehler war. Wir waren einfach viel zu früh da, ca. 9 Uhr früh. Einchecken ist hier aber erst ab etwa 12 Uhr. Aber des Reisens müde wollten wir endlich ankommen. Schließlich war es vom Fährhafen in Hull lediglich ein Katzensprung von 45 Minuten: über die Humber Bridge und dann mehr oder weniger geradeaus nach Süden. Unsere Vermieter schienen ein wenig unvorbereitet. Aber sie waren wirklich “lovely”. Kevin hat uns gleich unsere Wohnung gezeigt – unser Zuhause für die nächsten 59 Tage. Später kam auch Eleanor dazu und beide haben uns herzlich willkommen geheißen. Theos erster Kommentar bei Besichtigung der Wohnung war “luvely”. Und das ist es auch. Emil und Theo, die großen Jungs, haben sogar eine Wii Konsole und Alexander eine ganze Kiste voller Babyspielzeug.

Es ist hier sehr ländlich. Eigentlich wohnen wir mitten auf einem Feld, das umgeben ist von vielen anderen Feldern. Katja und ich sind am Nachmittag mit Alexander im Buggy losgezogen. Etwa einen Kilometer weiter in North Kelsey haben wir einen winzigen Tante-Emma-Laden entdeckt. Dort gab es aber immerhin alles lebensnotwendige: frische Milch und Brot, Fleisch, Dosensuppen, Zeitungen, Schreibwaren, Tabak, Alkohol etc. Schnell hatten wir ein paar Kleinigkeiten für unseren ersten Lunch beisammen.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit dem Auspacken und einem großen Lebensmitteleinkauf in einem Supermarkt. Später kam Dan auf dem Nachhauseweg vorbei. Es ist so schön ihn zu sehen, vor allem da wir wissen, dass er in den nächsten Wochen zu unserem “normalen Leben” dazugehört, ähnlich wie einst in Chemnitz.

Mehr als bei jeder anderen Reise, die ich bisher geplant und später unternommen habe, fühlte sich bisher alles unwirklich an. Doch nach und nach kommt die Realität zu mir durch. Ja, die Fähre war tatsächlich stark genug, unser Auto (und mich!) über die Nordsee zu schippern. Ja, Setcops Farm Holiday Cottages existiert tatsächlich. Und ja, ein Vorhaben, auf das man Monate hinarbeitet und mit dem man die Vorfreude als Normalzustand verbindet, wird irgendwann Realität.Für uns hat es hervorragend begonnen.

In wenigen Minuten machen wir uns auf den Weg nach Caistor um die ganze Familie in der Montessorischule vorzustellen, die Emil und Theo bis Weihnachten besuchen werden.

Humber (English version)

Tuesday, November 1st, 2011

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First time I jumped an English queue – and we are still on the continent. Luckily the drivers of all the craftsmen’s vans and caravans took it lightly. In my own defence: the ferry boarding assistant had been sending mixed signals. From my perspective he had waved me to himself. He claimed, however, he had waved me „into the right lane“.

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Humber

Tuesday, November 1st, 2011

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Zum ersten Mal bei einer englischen Schlange vorgedrängelt – dabei sind wir noch auf dem Kontinent. Glücklicherweise haben die Fahrer von all den Wohnmobilen und Handwerkerlastern lediglich lächelnd abgewunken als ich mich mit ungeschickten Gesten zu entschuldigen versuchte. Zu meiner Verteidigung kann ich aber sagen, dass der Ladeassistent der Fähre mich zu sich heran gewunken hat. Er meinte zwar er hätte mich „in die rechte Spur gewunken“, aber was soll’s, der Schaden war schon angerichtet.

Wir befinden uns alle an Bord des größten Schiffes, auf dem ich je gefahren bin. Deck 3, wo wir unser Auto parken mussten, weil es mit den Fahrrädern oben drauf nicht in das normale Autodeck passte, fühlt sich an wie ein Flugzeughangar. Tatsächlich ist es etwa 6 Meter hoch und 30 Meter breit. Wie lang es ist, kann ich nicht sagen, weil es schon weit beladen war, als wir einfuhren, wahrscheinlich über 100 Meter. Das Schiff ist 215 Meter lang und 31,5 breit. Die Pride of Hull und ihr Schwesterschiff, die Pride of Rotterdam haben jeweils Platz für 400 LKW und 250 PKW. Dazu kommen noch rund 1300 Passagiere. In jeder Kabine gibt es Dusche und Toilette und wir haben zu fünft genügend Platz, jeder ein seinem eigenen Bett tief zu schlafen, während uns die starken Maschinen der Fähre mit etwa 35 Kilometern pro Stunde Richtung Nordwesten vorantreiben.

Es ist zwanzig Minuten vor um neun, die Zeit, zu der wir planmäßig ablegen sollen. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Das kann ich von Deck 11, aus ca. 20 Metern Höhe beobachten: die Ladecrew verlässt das Schiff über die Rampe. Andere Besatzungsmitglieder lockern die Leinen, die uns am Kai festhalten. Eigentlich sind es dicke Ketten, jedes Glied mindestens so schwer wie der kleine Alexander, der friedlich in seinem Kinderwagen schlummernd neben mir liegt. Der Kapitän begrüßt uns über die Sprechanlage an Bord. Es folgen Sicherheitsanweisungen in Englisch, Niederländisch und Deutsch.

Obwohl der Himmel wolkenverhangen ist, müssen wir auf die Sterne nicht verzichten. Scheinbar sind sie alle rund um uns herum vom Himmel gefallen. Klar, was ich sehe sind nur die Millionen Lichter des Rotterdamer Hafengebiets. Doch die freudige Erwartung einer langen Reise weit weg vom Alltag, ohne Arbeit und mit viel Zeit für meine Familie wirft ihren romantischen Schleier sogar über diese gigantische Industrieanlage.