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Remember remember the fifth of November
Gunpowder, treason and plot.
I know of no reason why gunpowder treason
Should ever be forgot.
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1605 wollte Guy Fawkes gemeinsam mit einer Reihe weiterer Verschwörer drei Dutzend Fässer Schießpulver im Keller unter dem House of Lords genau dann zünden wenn der König die Parlamentssaison eröffnete. Der König und die Abgeordneten sollten bei diesem Anschlag sterben. Das Attentat wurde vereitelt, Fawkes gefoltert und später hingerichtet.
Seitdem wird der fünfte November in England als „Guy Fawkes Night“ oder als „Bonfire Night“ begangen. Es wird ein Lagerfeuer errichtet, Bier- und Wurststände aufgebaut, es spielt eine lokale Band und um sechs wird das Feuer angezündet. Später gibt es noch ein nettes Feuerwerk dazu. Bis vor wenigen Jahren noch wurden die Lagerfeuer symbolisch zu Scheiterhaufen, auf denen Guy Fawkes-Figuren verbrannt wurden. Den nursery-rhyme (s.o.) kennt hier jedes Kind.
Soweit nachvollziehbare historische Folklore. Doch hat sich in letzter Zeit das Phänomen Guy Fawkes um eine Facette erweitert, die ich nicht nachvollziehen kann. Weltweit tragen Demonstranten, die gegen übermächtige Politiker, Wirtschaftsbosse oder Banken protestieren, Guy Fawkes-Masken. Ich habe schon mehrere Leute, auch englische Historiker, dazu befragt, aber keiner konnte mir erklären, wie es zu dieser Symbolik gekommen ist.
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Straße in Lincoln
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bookshop in Lincoln’s famous street “Steep Hill”
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Climbing Steep Hill
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Gedeiht hier ein Feigenbaum? Tatsächlich!
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Lincoln Cathedral
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Lincoln at night
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Angel’s Café
Heute Mittag haben wir Dan in Lincoln besucht. Sein Haus ist ein typisch englisches: eine Tür, zwei Fenster, man durch die Eingangstür direkt aufs Wohnzimmersofa, von wo aus man ohne aufzustehen um die Ecke in die Küche reichen kann, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Eine Tür, hinter der man einen Besenschrank vermutet, gibt den Weg zum Obergeschoss frei. Die Treppe muss ich mit der einen Schulter voran hinauf, sonst st
ecke ich fest. Oben angekommen, kann ich immerhin aufrecht stehen. In einem Wort: es ist klein. Aber dennoch sehr gemütlich.
Trotzdem sind wir gleich los, in Angel’s Café zum Lunch. Leider war es dort schon so voll, dass wir auf ein anderes Lokal ausweichen mussten. Zunächst fanden wir zwar nur an getrennten Tischen Platz, doch bald schon wurde der Tisch neben uns frei und Dan konnte mit Carl zu uns aufrücken.
Dort konnte ich erstmals am eigenen Leib die schneidende Höflichkeit der Engländer erleben, mit der sie einem ins Gesicht lächeln und auf nette Weise “F**k off” sagen. Die Tische in dem Café standen dicht beieinander, ich saß mit Alexander auf dem Schoß etwas im Weg und so sagt die Kellnerin zu mir “Could you please move your jacket out of the way?” Die Jacke hing über meinem Stuhl. Dadurch, dass ich sie wegnahm, wurde nur der Stuhl als das eigentliche Hindernis sichtbar. Auch die Bedienung weiß, dass das Entfernen der Oberbekleidung vom Stuhlrücken nicht zu flüssigerem Verkehren der Kellnerinnen führen würde. Die scheinbar höfliche Bitte konnte also nur heißen: “Move your fat arse out of my bloody way.”
Wolfgang Koydl schreibt in seinem “Fish and Fritz. Als Deutscher auf der Insel”, dass England so heißt, weil hier alles so eng ist: Straßen, Läden, Restaurants, Pubs. Erst hatte ich das nicht für voll genommen, denn schließlich war er aus den USA, wo sowieso alles viel größer ist, nach London übergesiedelt . Doch auch wir haben diesen Eindruck seit wir uns hier in der Öffentlichkeit bewegen. Sei es gestern in Grimsby beim Einkauf der Schuluniformen für Emil und Theo oder heute beim Bummeln durch Lincoln, immer hat man das Gefühl, irgendwie im Weg zu sein. Jedesmal wenn man sich umdreht, stößt man irgendwas oder irgendwen, wenn nicht gleich um, so doch zumindest an.